

























Britt-Marie Schuster 






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Britt-Marie Schuster
Täglich berichten: Formen der Berichterstattung in den Neu=einlauffenden Nachrichten von Kriegs= und Welt=Händeln (1660-1664)
Auf der Grundlage der Untersuchungen zu Wochenzeitungen im 17. Jahrhundert (z. B. Fritz/Straßner 1996) wird das Nachfolgeorgan der weltweit ersten Tageszeitung, Neu=einlauffenden Nachrichten von Kriegs=und Welt=Händeln, die wie die Einkommenden Zeitungen vom Leipziger Drucker Timotheus Ritzsch herausgegeben worden, hinsichtlich des realisierten Textsortenrepertoires mit den frühen Wochenzeitungen verglichen. Der Vergleich kann einerseits zeigen, dass die Tageszeitung sich beinahe nahtlos in die bereits vorhandenen Texttraditionen einfügt. Dies wird nicht an ihrer unaufwändigen Gestaltung, den gewählten Themen, der syntaktischen und lexikalischen Gestaltung, sondern auch an dem fast vollständigen Fehlen verständnisfördernder Maßnahmen deutlich. Andererseits zeigen sich jedoch auch Unterschiede. Diese Unterschiede sind zum einen dadurch bedingt, dass durch die tägliche Berichterstattung ein kompakteres Bild einzelner Ereignisse entsteht, zum anderen dadurch, dass der Anteil von Formen des Berichtens, die eine subjektive Situationseinschätzung enthalten und dem Erfahrungs- und Erlebnisbericht i. w. S. nahe stehen, ebenso wie Mischformen vergleichsweise hoch ist. Da gerade Mischformen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein neben Faktenmeldung, Ereignisdarstellung und Verlaufbericht eine Konstante in der Pressekommunikation darstellen, wird versucht, sie detailliert zu beschreiben und zudem anhand eines kurzen Vergleichs mit Zeitungen und gelehrten Beilagen aus dem Jahr 1705 (Relation aus dem Parnasso, Relations=Courier, Relationes Curiosæ) auf ihre Tradierung in den Nachfolgejahrzehnten hinzuweisen.
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